»Man muss sich nur ansehen, was Israel tut«

Nahostpolitik

Mit der Siedlungspolitik in den palästinensischen Gebieten wird jede Demokratisierung des Staates verhindert. Ein Gespräch mit Neve Gordon

In Ihrem aktuellen Buch betonen Sie die neuen Krisenszenarien und die Veränderungen im Mittleren Osten. Die israelische Besatzung scheint jedoch unangefochten.

Das stimmt, und dafür gibt es mindestens drei Gründe. Der erste ist, dass die palästinensische Gesellschaft unter dem Druck des israelischen Kolonialprojektes seit 1948 wiederholt zersplittert ist. Nun haben wir zwei verschiedene Führungen – die von der Fatah gelenkte Autonomiebehörde im Westjordanland und die Hamas-Verwaltung in Gaza –, die nicht miteinander kommunizieren. In so einer Situation wird es schwer, einen dauerhaften und wirkungsvollen Widerstand gegen die Besatzung auf die Beine zu stellen. Der zweite Grund ist der israelische Kontrollmechanismus, der gegenüber den Palästinensern angewendet wird und im Laufe der Jahre weiterentwickelt und verändert wurde. Israel ist an der Palästinenserfrage nicht mehr als etwas interessiert, mit dem man umgehen muss. Jedes Mal, wenn seine Regierung mit irgendeiner Form von Widerstand konfrontiert ist, greift sie zu immer tödlicheren Methoden der Kontrolle…

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