Attacke auf Beirut

Nahostpolitik

Von Luz María De Stéfano Zuloaga de Lenkait, Juristin und Diplomatin a.D. 10.08.2020

Betr.: „Nachrichten im chilenischen Fernsehen vom 5.8.20, in ZDF-Heute um 19 Uhr und ARD-Tagesschau um 20 Uhr vom 7.8.2020 zur Explosionskatastrophe in Beirut

Die Explosion eines Depot von Ammoniumnitrat in Beirut am Mittwoch 4.8.20, die große Teile der Stadt verwüstete und mehr als 150 Tote mit sich brachte, hat die ganze Welt erschüttert. Das Vereinigte Königreich, Deutschland, Katar und andere Länder haben sofort Hilfe organisiert und in den Libanon geschickt.

Unter den Ländern, die mit dem Libanon tief verbunden sind, ist Chile, wo die libanesische Gemeinde von über 80.000 Personen tief entsetzt und getroffen von der entsetzlichen Nachricht war. Der libanesische Einfluss in Chile lässt sich vielerorts spüren. Viele Geschäfte gehören libanesisch-chilenischen Familien, ihre Lebensmittel und Restaurants werden in ganz Chile sehr geschätzt, nicht nur in Santiago mit seinem libanesischem Club, sondern beispielsweise auch in Chillán. In Villarrica wie in Pucón 800 Km südlich von Santiago gibt es eine sehr populäre Supermarkt-Kette einer libanesisch-chilenischen Familie.

Chilenische Residenten in Beirut, die die Explosion erlebt haben, assozieren ihre Verwüstungsausbreitung und Intensität mit der Wirkung einer Atombombe.

Am nächsten Tag 5.8 informierte das chilenische Fernsehen weiter über die Auswirkungen der Explosion in Beirut. Der Präsident des Zentrums für Arabische Studien der Universität Chiles erklärte vor der Öffentlichkeit: <Sollte man auf einen Verantwortlichen dieser Katastrophe hinweisen, ist Israel, die israelische Regierung die plausibelsten Antwort. Außerdem ist es sehr auffällig, dass der einzige Staatschef der Welt, der sich darüber geäußert hat, US-Präsident Donald Trump ist.> Das chilenische Fernsehen zeigte dann Trump im Original-Ton: <es handelt sich nicht um eine industrielle Explosion, sondern nach meiner Information handelt es sich um eine Attacke, um ein Attentat. Aber sie, die Libanesen, wissen es mehr als ich.> Der Präsident des Zentrum von Arabischen Studien der Universität Chiles weiter: <Die Milizen Hisbollah ist Teil des demokratischen Systems Libanons, das mit allen Fehlern und Richtigkeit wie jede Demokratie funktioniert, aber es funktioniert besser als in manchen anderen Ländern. Hisbollah ist eine Regierungspartei, die die Unterstützung der libanesischen Bevölkerung hat, weil sie die Bevölkerung Libanons schützt.>

Allerdings dürfte niemals ein Munitionsdepot oder Depot mit explosiven Materialen mitten in einer bevölkerten Stadt oder in deren Nähe bestehen. Wie so etwas möglich war, gilt zu ergründen.

Das Zentrum für Arabische Studien der Universität Chiles konstituiert sich als ein Raum der kritischen und autonomen Reflexion, das zum humanistischen Wissen, zur Valorisierung der kulturellen Vielfalt, zum Pluralismus und zur Andersartigkeit in den verschiedenen Bereichen der nationalen Gemeinschaft beiträgt. Es gehört der Philosophischen Fakultät an. Dieses Zentrum, das in seiner Art auf nationaler Ebene einzigartig ist, zeichnet sich nicht nur durch die Entwicklung der Lehre aus, sondern trägt auch zur Forschung und Erweiterung bei.

<Der Krieg um Syrien und die von den USA und der EU einseitig und völkerrechtswidrig verhängten Wirtschaftssanktionen bedeuten für die ganze Region Hunger, Armut und Krieg. Der Libanon, der sich mit dem Ausbau seiner Häfen in Beirut und Tripoli auf den Wiederaufbau im kriegszerstörten Syrien vorbereitete, wurde von den USA und der EU zunehmend unter Druck gesetzt, die wirtschaftlichen Beziehungen mit Damaskus zu beenden…

Nun ist der Libanon mit den verheerenden Explosionen im Hafen von Beirut und der Zerstörung von weiten Teilen der Hauptstadt selbst ein Katastrophengebiet geworden. Die Weizenvorräte des Landes, die im Hafen lagerten, sind verbrannt, und noch immer dürfen keine Produkte aus Syrien die Grenze passieren. Selbst Stromlieferungen sollen nach dem Willen der USA unterbleiben. Die Not der Menschen im Mittleren Osten macht die Region zu einem El Dorado für internationale Hilfsorganisationen.> („Eine Frage des Rechts“ von Karin Leukefeld, Junge Welt 7.8.2020).